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Emile Cioran, rumänischer Schriftsteller und Philosoph, geboren 1911 in Siebenbürgen, lebte seit 1937 in Paris, und verstarb dort 1995. Zeigte er sich in den wilden jugendlichen Jahren seiner irrwitzigen Verzweiflung an sich selbst, den Menschen und der Welt als Sympathisant der rumänischen Faschisten wie der deutschen Nationalsozialisten, blieb er zeitlebens ein radikaler Zweifler und Verzweifler, der den schreibenden Dialog mit sich selbst und mit seinem Gott, den er - auch als Nihilist und Atheist - offenbar nie aufgeben konnte.

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Seit knapp zwanzig Jahren befindet sich Cioran in dem Zustand, der lebenlanges Ziel seiner Wünsche und Träume zu sein und ihn zugleich mit bebendem Schrecken und heiligem Schaudern zu erfüllen schien: Er ist tot. Nichtexistenz? Spricht er zu uns? Auch heute noch? Was empfinden Menschen, die heute auf seine Werke stoßen - erstmalig oder wieder? Und - wo sind unsere Empfindungen der vergangenen Jahrzehnte jetzt? Haben Ciorans Gedanken auf unser Leben eingewirkt?

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Alexander Goretzki lässt Ciorans tabulose Beschwörungen und Blasphemien erklingen in einem abstrakten Raum, in dem die physische Gegenwart des Körpers und der Stimme ihren Platz hat und in dem die Grenzen zwischen Publikum und Bühne verschwinden. Es gibt keine Bühne, denn das Denken hat seine Bühne im Dasein selbst.

So sind Goretzkis Rezitationen performative Lektüre - der Gedanke hallt wieder in der Leere der Wirklichkeit und entfaltet seine so qualvollen wie erkenntnisreichen Bewegungen des Gedacht-Werdens in der realen Zeit. Dort, wo die Grenze des Denkbaren und des Schmerzes berührt werden, nimmt Goretzki Verbindung auf mit der einzigen Skulptur im Raum, dem Flügel, und betritt mit Werken von Bach, der späten Romantik eines Brahms oder Mahler und eigenen Improvisationen aus dem Moment heraus das Cioran’sche Reich der Sehnsucht und der Tränen, die Welt, in der wir hätten leben sollen, die Musik.